Bergwerke im Erzgebirge

In Sachsen gibt es heute über 30 Besucherbergwerke und Bergbauschauanlagen. Sie sind großartige technische Denkmäler, jedes mit eigenen Besonderheiten, Zeugnisse des Erfindungsgeistes unserer Vorfahren und der letzte erhaltenswerte Rest einer langen Geschichte - gibt es doch außer den Braunkohlentagebauen, ein paar Kiesgruben und Steinbrüchen heute (im Erzgebirge selber) nur noch ein einziges produzierendes "richtiges" Bergwerk (das Kalkwerk Lengefeld der Firma GEOMIN).

Schacht "Weißer Hirsch" in Schneeberg

tl_files/galerie/bergwerk/sachsen_hirsch_schacht.jpgSchneeberg war 1472 die erste neue Bergstadt Sachsens nach Freiberg. Ihr folgten - nachdem man die Idee hatte, doch auch den Rest des Gebirges noch einmal gründlich zu durchsuchen - Annaberg 1496, Marienberg 1521 und als letzte am Ende des Dreißigjährigen Krieges Johanngeorgenstadt 1635. Auch in Schneeberg machte man zunächst vielversprechende Funde: Die Chroniken berichten von einem Fund gediegenen Silbers , der so groß war, dass man aus ihm unter Tage eine silberne Tafel schlug. Im Ganzen hätte man den Fund wohl ohnehin nicht bewegen können. An dieser Tafel soll der Fürst - damals bereits mit der Kurfürstenwürde versehen - höchstpersönlich und samt Gefolge gespeist haben.

Vom Silberbergbau zeugt auch hier eine durch zahlreiche Halden gegliederte Landschaft. Noch vor wenigen Jahren fand man mehrfach Anbrüche besten Silbererzes - aber zu diesem Zeitpunkt war hier ein ganz anderes Material von Interesse: Uranerz...

tl_files/galerie/bergwerk/sachsen_markus_lok.jpgÜberhaupt waren die sächsischen Berg- und Hüttenleute sehr findig, was die Verwendung bis dahin unbekannter Metalle anging. Agricola beschrieb im 16.Jahrhundert als erster das Wismut (Bismuthium), später folgten Nickel und Kobalt , Germanium und Indium. Der Name "Kobalt" kommt - nebenbei bemerkt - übrigens von "Kobold", fühlten sich die Bergleute doch von Berggeistern geneckt, wenn sie Erz fanden, dass gar kein Silber enthielt.

Dafür aber etwas anderes: Aus dem Kobalt ließ sich eine wunderbare blaue Farbe herstellen. Bis zur Erfindung der Anilinfarben war es die einzige, in größeren Mengen herstellbare blaue Farbe!

Beim Blick in den halb verfüllten Abbau auf dem Foto rechts kann man noch den Erzgang sehen, dem die Bergleute an dieser Stelle nachgingen. 

Hier ist er vielleicht 30 cm mächtig und fällt durch seinen Gehalt an hellem Baryt auf. Im Vergleich zu den ersten Fotos sieht man auch, daß die Gänge hier tatsächlich "stehen", nämlich fast senkrecht, während die Zinnflöze "liegen". Der Namenszusatz "Stehender" kommt dagegen von der "Streichrichtung" des Erzganges: Er verläuft annähernd in Nord-Süd-Richtung.

Besucherbergwerk Markus Röhling

tl_files/galerie/bergwerk/sachsen_markus_rad.jpgEinen haben wir noch: Bevor wir das Thema wechseln, fahren wir noch schnell - nämlich mit der Grubenlok - in den "Markus-Röhling-Stollen" in Frohnau bei Annaberg ein:

Der Stollen stammt aus dem Mittelalter, seine eigentliche Tagesöffnung liegt einige Meter abseits. Den heutigen Zugang legte die damalige SDAG WISMUT nach 1945 an und baute gleich eine zweigleisige Grubenbahn ein. Glücklicherweise wurden die Geologen auf der Suche nach Uranerz hier nicht fündig.

Mit dem Glück hatten es die Betreiber des Stollens ohnehin schwer : Der Erste trieb den Stollen weit in den Berg vor, leider nur eben ein paar Meter neben einem ergiebigen Erzgang! Den fand erst der Herr Röhling, in einem kurzen Querschlag sieben Meter neben dem bisherigen Stollenverlauf.

Mit dem Glück hatten es hier auch noch andere : Bei der Restaurierung des schon lange bestehenden Erzgebirgs-Museums in Annaberg-Buchholz "stolperten" die Handwerker auf dem Hof des Museums über einen vergessenen Schacht aus dem frühen Mittelalter (vermutlich die "Gößner-Zeche"). Auch er ist heute zu besichtigen, führt in die aller älteste Geschichte des Annaberger Bergbaus ein, ist ganz schnuckelig mit Wachsfiguren in historischer Tracht ausgestaltet und über eine im Schacht eingebaute Wendeltreppe zugänglich...

Und noch ein Besucherbergwerk hat Annaberg im Ortsteil Cunnersdorf : den "Dorothea-Stollen". Der liegt mir besonders am Herzen, haben es die Vereinsmitglieder doch besonders schwer, sich im Wettstreit um die Besucher unter den anderen im gleichen Ort zu behaupten.

Der Markus Röhling ist aber am sehenswertesten: Der Verein hat es in eigener Regie geschafft, eines der früher an vielen Stellen untertägig eingebauten Wasserräder nachzubauen und wieder in Betrieb zu setzen:
Es hat rund zehn Meter Durchmesser und könnte etwa 5 PS leisten, wenn man die heute noch irgendwie gebrauchen könnte...

Frohnauer Hammer bei Annaberg

tl_files/galerie/bergwerk/fg_Hammer_aussen.jpgViel bekannter ist der Frohnauer Hammer bei Annaberg - und sei es nur aus den Weihnachtssendungen im Fernsehen...

Aber auch in Freiberg in der Vorstadt unterhalb des Neubaugebietes "Wasserberg" gibt es noch einen. Auch er ist schon mindestens 400 Jahre alt und ein ehrenamtlicher Verein kümmert sich um seine Erhaltung.

tl_files/galerie/bergwerk/fg_Hammer_1.jpgtl_files/galerie/bergwerk/fg_Hammer_3.jpg
Immer wieder faszinierend ist die Geschicklichkeit unserer Vorfahren bei der Ausnutzung der Wasserkraft: Mit zwei Wasserrädern wurden drei Schmiedehämmer von 100 bis 250 Kilogramm Gewicht und zwei Kastengebläse angetrieben. Die Schützen wurden durch eine Hebelkonstruktion aus der Schmiede heraus betätigt. Später kam noch eine Transmissionsanlage und ein Gleichstromgenerator hinzu...


Zu den leider noch seltenen Öffnungszeiten kann sich heute Groß und Klein einmal im traditionsreichen Handwerk versuchen.

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